Handlungsfeld Mobilität

Carsharing als Zukunftsmodell?

Abstract

Lektion 4

Geteiltes Auto, halbes Leid?

 

Nesrin: Wie ärgerlich, dass mein Auto in der Werkstatt ist! Gut, dass du Carsharing im Kopf hattest! 

Jürgen: Ja, im Moment sieht man Carsharing- Autos überall in der Stadt stehen. Durchschaust du, wie das funktioniert? 

Nesrin: Ja: Daten, Daten, Daten! Jedes Auto hat einen GPS-Sender, mit dem es seine Position teilt. So sehe ich in der App, welche Autos wo verfügbar sind, kann mir eins aussuchen und buchen. 

Jürgen: Das geht alles über die App? 

Nesrin: Ja, genau. Da habe ich jetzt meine Daten gespeichert, kann buchen und mit einem Klick bezahlen. Mein Smartphone funktioniert wohl als Schlüssel, um das Auto zu öffnen. 

Jürgen: Echt? 

Nesrin: Dafür generiert das Handy einen Code, der nur zu diesem Auto passt. Bin gespannt! 

Jürgen: Praktisch! Wirklich ‘ne tolle Idee, da brauchen wir ja nicht alle unser eigenes Auto. 

Nesrin: Finde ich auch. Wir teilen Autos, entlasten die Umwelt und sparen bares Geld. Ich überlege, ob ich mein Auto abschaffe und nur Carsharing nutze. 

Jürgen: Siehst du denn auch Nachteile? 

Nesrin: Naja, momentan wird das fast nur in Großstädten angeboten. Jedes Carsharing-Auto darf nur in einem bestimmten Radius unterwegs sein und warnt, wenn es die Stadt verlässt. 

Jürgen: Aber die Idee hat Potenzial! Es gibt verschiedene Fahrzeugtypen, hab ich gesehen, sodass ich meinen Umzug mit einem der größeren Wagen stemmen könnte. Wir brauchen weniger Parkplätze in der Stadt – dann bleibt Platz für Fußgängerzonen oder einen neuen Park! 

Nesrin: Und ich hab mit der Werkstatt nichts mehr am Hut.

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Grafik Carsharing App

Wie Autos geteilt werden

Beim Carsharing fährt man selbst. So gibt es insgesamt weniger Autos auf der Straße. Jedoch wird der Verkehr dadurch nicht automatisch verringert. Neben dem Carsharing gibt es noch andere Konzepte gemeinsamer Mobilität, die eine individuelle Nutzung von Fahrzeugen reduzieren können:

Beim Mitfahren meldet man sich per App bei jemandem an, der dieselbe Strecke fährt. Was früher als Mitfahrgelegenheit privat funktioniert hat, wird heute zunehmend von größeren Organisationen koordiniert und angeboten.

Bei autonomen Fahrzeugen wie Shuttles können gleich mehrere Passagiere mitfahren. Dieses sogenannte Pooling verringert den Verkehr und die Anzahl an Fahrzeugen und wirkt sich somit positiv auf die Umwelt aus.

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Handy-Display zeigt Autos an, die für Carsharing verfügbar sind

Mitfahren und mitfahren lassen ist nicht mehr nur Nehmen und Geben zwischen zwei Menschen. Carsharing und Carpooling sind inzwischen zu einem Geschäftsmodell geworden, das dem Bereich Plattformökonomie zuzuordnen ist: Große Unternehmen kaufen ganze Fahrzeugflotten und stellen Fahrer*innen ein, die nach einer Online-Buchung gegen Gebühr Kund*innen umherfahren.

Dies kann sowohl gesellschaftliche als auch rechtliche Probleme schaffen. Der Plattformanbieter verdient mit diesem Modell risikolos Geld. Die Fahrer*innen dagegen haben – anders als etwa in der Taxi-Branche – zuweilen keinen Personenbeförderungsschein, keinen Arbeitsschutz und meist auch keine entsprechende Versicherung. Ohne diese Rahmenbedingungen fehlt es sowohl den Personen am Steuer als auch den Passagieren an der notwendigen Sicherheit.

Exercise:

Description

Stelle dein Wissen auf die Probe und finde die richtigen Überschriften zu den Absätzen!

Interactive tasks

Die diversen Formen des Fahrens ohne ein eigenes Auto haben unterschiedliche Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt. Carsharing und Mitfahrgelegenheiten können die Anzahl der Fahrzeuge verringern, jedoch wird sich am Verkehrsaufkommen nicht viel ändern. Plattformen, die Mitfahrgelegenheiten anbieten, bergen zudem Risiken, wenn Personen ohne formale Zulassung Passagiere durch die Stadt fahren.

In Zukunft werden autonome Fahrzeuge in Form von Robotaxis Alternativen schaffen. Wenn diese gleichzeitig mehrere Passagiere befördern, weil zum Beispiel KI-Anwendungen über Apps interessierte Personen poolen, sind weniger Fahrzeuge gleichzeitig auf der Straße. Zudem entfällt der Faktor Mensch als fahrendes Risiko.

Erste Simulationsstudien zeigen, dass sich Carpooling mit autonomen Fahrzeugen auf viel befahrenen Straßen positiv auswirkt. Beim Einsatz auf wenig befahrenen Straßen wird der Verkehr aufgrund von nicht zu vermeidenden Leerfahrten allerdings nicht reduziert.

      Maut für die City

      Der Straßenverkehr, insbesondere der motorisierte Individualverkehr (MIV), macht einen großen Teil der Schadstoff-Emissionen in Deutschland aus. Zusammen mit den Bussen mit traditionellem Diesel-Motor sind Pkw für 96 Prozent der CO₂-Emissionen im Straßenverkehr verantwortlich. Diese Zahl zu senken, ist eines der Ziele moderner Stadt- und Verkehrsplanung.

      CO₂-Emissionen sind allerdings nur ein Teil der Schadstoffe, die der Verkehr verursacht. Feinstaub und andere potenziell krankheitserregende oder umweltschädliche Stoffe kommen hinzu und müssen ebenfalls eingespart werden.

      Damit ist eines der Ziele in einer Smart City klar: die Reduktion des Verkehrsaufkommens und damit die Verringerung der Schadstoff-Emissionen insgesamt.

      Langsames Fahren und (latente) Staus gelten als die Hauptverursacher schädlicher Emissionen im (Innen-)Stadtbereich. Sie können nur vermieden werden, indem das Verkehrsaufkommen abnimmt. Diese Reduktion ist in Deutschland ein erklärtes umweltpolitisches Ziel.

      City-Maut-Systeme können helfen, das Verkehrsaufkommen und damit die Emissionen zu reduzieren. Neben Fahrgemeinschaften leisten emissionsarme Pkw einen wichtigen Beitrag dazu, den Schadstoffausstoß zu vermindern. Hierzu zählen Klein(st)wagen oder Elektrofahrzeuge.

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      Straßenverkehr Nutzende Autos Fahrräder Fußgänger

      Die City-Maut als Instrument zur Verkehrssteuerung hilft, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren. Moderne Technologien ermöglichen die datengestützte Umsetzung einer City-Maut und deren nutzerseitig komfortable Kontrolle via App.

      Fahrzeuge, die viele Schadstoffe ausstoßen oder nur mit einer Person besetzt sind, tragen im Vergleich stärker zur Belastung von Parkraum und Innenstadt-Klima bei als Kleinwagen mit einer Besetzung von vier Passagieren.

      Wenn ein Fahrzeug in den Innenstadtraum fahren möchte, sollten also bestimmte Daten erhoben werden, damit Maut-Kosten sinnvoll und gerecht gestaltet werden.

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      Grafik Verkehrskreuzung

      Exercise:

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      Gut aufgepasst? Teste dein Wissen!

      Interactive tasks

      Der Faktor Mensch im Verkehr

      Simulationen zeigen, wie sich die Einführung einer Gebühr für die Einfahrt in die Innenstadt auf die Schadstoffbelastung dort auswirkt. Werte zu CO₂- und Feinstaubbelastung lassen sich mit Sensoren messen und auf der Basis in verschiedenen Szenarien modellieren.

      Zudem ist es möglich, die finanzielle Belastung von Autofahrer*innen sowie die Effekte einer Maut auf den ÖPNV und auf das Einkaufsverhalten von Menschen in Innenstädten zu simulieren. Dies bedeutet, dass sich mögliche zukünftige Auswirkungen auf die Gesellschaft schon weit vor einer tatsächlichen Einführung abschätzen lassen, was eine wichtige Handlungsgrundlage darstellt.

      In vielen deutschen Städten, etwa in Hamburg, wird derzeit über die Einführung einer City-Maut diskutiert. Dabei dienen die Erfahrungen aus europäischen Städten wie London und Stockholm als wichtige Messlatte.

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      Grafik vernetzte Industrieanlage

      Ein Faktor im Verkehr lässt sich nicht berechnen: der Faktor Mensch. Zwar lässt sich menschliches Verhalten im Straßenverkehr beobachten und für das Szenario City-Maut im Ansatz vorhersagen, also modellieren. Aber das Verhalten der Menschen vor der Einführung einer City-Maut lässt nicht unbedingt zuverlässigen Prognosen zu ihrem Verhalten zu, nachdem eine Maut für Stadtbereiche eingeführt wurde.

      Denn wie sind die Erreichbarkeit von Geschäften oder der Wunsch nach mehr Mobilität, die durch die City-Maut eingeschränkt werden, in einer Simulation zu bewerten? Wie stark sind diese Indikatoren zu gewichten im Vergleich zu übergeordneten Zielen wie Umweltschutz oder mehr Ruhe in den Innenstädten? Eine Simulation wird durch unsichere Annahmen also sehr vage.

      Fest steht, dass der Verkehr weiter zunimmt, wenn wir mehr Straßen und Parkhäuser bauen oder die Treibstoffpreise senken. Smart-City-Systeme, die auf Umweltschutz, Effizienz und Carsharing ausgelegt sind, können helfen, komfortable Mobilität sicherzustellen und gleichzeitig den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren.

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      Personen laufen auf Bus zu

      Exercise:

      Description

      Teste dein Wissen!

      Interactive tasks