Handlungsfeld Gesundheit

Dr. Google - Gesundheitsfragen und Suchmaschinen

Abstract

Lektion 2

Was sagt das Internet dazu?

Oh nein, was ist das denn für eine große rote Stelle an meinem Oberarm? Jetzt juckt sie auch noch ganz furchtbar. Als ich mich heute Morgen angezogen habe, war das nur ein kleiner roter Punkt. Daraus wird doch nicht in so kurzer Zeit eine so große wunde Stelle geworden sein?

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Grafik Personen im Großraumbüro mit Close-Up einer Person

Meine Güte, was kann das denn sein? Ich hatte doch noch nie Probleme mit meiner Haut. Keine Allergien, nichts. Gegessen hab‘ ich eigentlich auch nichts Ungewöhnliches. Jetzt ist auch noch Freitagnachmittag. Da muss ich gar nicht erst versuchen, einen Arzt zu erreichen. 

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Grafik Close-Up Person mit roter Stelle am Arm

Ich schau‘ mal im Internet nach, ob ich da was finden kann, das mir auf die Schnelle weiterhilft. Dann kann ich noch schnell zur Apotheke laufen und mir eine passende Salbe holen. Hm, was gebe ich denn jetzt am besten in die Suchmaschine ein? Vielleicht erst einmal: “Ausschlag Fleck rot juckt”.

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Grafik Person am Arbeitsplatz

Wie funktionieren Suchmaschinen?

Nachdem Piyali ihre Suchbegriffe in die Suchmaschine eingegeben hat, öffnet sich eine Liste mit 179.000 Ergebnissen. Wie soll sie aus solch einer Flut an Informationen die richtigen herausfiltern? Zunächst liest Piyali die Kurztexte, die sogenannten „Snippets“. Sie hofft, dass sie so eine Vorauswahl treffen kann und nicht jeden Link öffnen muss.

Die Suchergebnisse haben die unterschiedlichsten Quellen. Es sind Links zu digitalen Apotheken-Magazinen, Gesundheitsportalen, Krankenversicherungen oder Pharmakonzernen. Bei anderen Seiten kann Piyali weder Betreiber noch Format über die Listenansicht ausmachen.

Ihr fällt auf, dass alle zuerst gelisteten Einträge den Begriff Hautausschlag im Titel führen. Ob das wohl für das Ranking der Einträge relevant ist? Nach welchen Parametern legt die Suchmaschine die Reihenfolge der Webeinträge fest?

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Grafik Bildschirm mit Suchmaschinen-Seite

Suchmaschinen durchsuchen nicht, wie häufig angenommen, das gesamte Internet, sondern nur einen Teil davon: das sogenannte „World Wide Web“ (WWW). Sie können nur öffentlich zugängliche Webseiten durchsuchen. Dabei sind drei Verfahren im Spiel:

1. Sogenannte „Crawler“ suchen ständig im WWW nach neuen Informationen. Diese werden auf den Servern der Suchmaschinen gesammelt und gespeichert.

2. Aus dieser Sammlung wird ein Index erstellt, in dem die Informationen so sortiert werden, dass sie effizient durchsucht werden können. Der Suchmaschinen-Index besteht aus den Index-Begriffen und den Informationen, auf welchen Internetseiten die Begriffe vorkommen.

3. Bei einer Suchanfrage wird nur noch dieser Index durchsucht. Schließlich werden die Ergebnisse gerankt aufgelistet.

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Grafik Funktionalität Suchmaschine

Um die Suchergebnisse benutzerfreundlich in einer Liste darstellen zu können, müssen sie durch ein Ranking in eine Reihenfolge gebracht werden. Diese wird im Wesentlichen durch vier Faktoren bestimmt:

1. Keywords: Es wird ermittelt, welche relevanten Schlüsselworte neben den eingegebenen Suchbegriffen in den zu durchsuchenden Dokumenten vorkommen und so in die Suchergebnisliste mit aufgenommen werden sollen.

2. Verlinkungen: Ob eine Seite nach der Definition der Suchmaschine wichtig ist oder nicht, wird unter anderem anhand der Anzahl an Verlinkungen der Seite auf anderen Seiten algorithmisch gemessen.

3. Aktualität und Aufrufe: Es werden aktuelle oder auch ältere Dokumente angezeigt, die besonders häufig aufgerufen werden.

4. Lokalität: Je nach Standort und Sprache der Nutzer*innen werden Dokumente mit der passenden Länderdomain und der passenden Sprache bevorzugt. Der Standort wird über die IP-Adresse der Nutzer*innen ermittelt.

Über diese vier Faktoren hinaus können die Klickhäufigkeit der Nutzer*innen und bezahlte Einträge, die als Anzeige gekennzeichnet werden müssen, eine Rolle spielen. Bis zu vier Anzeigen können die Top-Positionen einnehmen.

Exercise:

Description

Gut aufgepasst?

Interactive tasks
Text Addition

Bei einer Online-Recherche finden Nutzer*innen eine Flut an Informationen. Die Suchmaschinen bringen die Seiten durch das Ranking nur in eine Vorsortierung. Sie können und sollen die Webseiten und deren Inhalte aber nicht beurteilen.

Idealerweise landen Seiten mit ungenügenden Informationen weit hinten und werden kaum aufgerufen. Dennoch enthält nicht jede Seite, die auf den vorderen Listenplätzen angezeigt wird, automatisch verwertbare Informationen.

Die Suchmaschinen benutzen bestimmte Daten wie die Anzahl von Verlinkungen als Messung von Relevanz. Den Nutzer*innen können jedoch ganz andere Dinge wichtig sein. Sie selbst müssen die Suchergebnisse bewerten und kontextualisieren.

      Der Informationsflut begegnen

      Piyali ruft zunächst den obersten Link in ihrer Liste auf. Laut Titel handelt es sich um ein Gesundheitsportal. Der Artikel zu Hautausschlägen wurde laut Webseite von zwei Gesundheitsautoren verfasst und vor gut vier Monaten aktualisiert. Unter der Überschrift prangt ein Siegel: „Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüft”.

      Der Artikel ist aufgeteilt in die Kapitel „Formen von Ausschlag“, „Ursachen von Ausschlag“, „Diagnose“ und „Behandlung“. Abschließend wird darauf verwiesen, bei Verschlechterung einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Der Artikel enthält auch ein Quellenverzeichnis und eine Bildergalerie, die verschiedene Formen von Hautausschlag zeigt.

      Nachdem Piyali den Artikel gelesen und ihren Ausschlag mit den Bildern abgeglichen hat, vermutet sie, dass es sich am ehesten um eine Allergie, um Nesselsucht oder eine Reaktion auf einen Insektenstich handelt.

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      Grafik Person vor Bildschirm mit medizinischen Ikons

      Da Piyali dieses Ergebnis zu ungenau ist, öffnet sie den dritten Link in ihrer Liste. Er führt zu einer Webseite, die sich nur mit Nesselsucht befasst. Die Seite sieht sehr professionell aus. Sie liefert Informationen zu Symptomen, Ursachen, Diagnose und Behandlung von Nesselsucht.

      Die Website empfiehlt einen Kontrolltest, der von einem Arzt oder einer Ärztin durchgeführt und ausgewertet werden soll. Da erst bemerkt Piyali, dass die Website von einem Pharmaunternehmen betrieben wird, das genau diese Tests herstellt.

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      Grafik Person am Bildschirm der Diagnose anzeigt

      Genau weiß Piyali immer noch nicht, welche Art von Ausschlag sie hat. Eine Seite ruft sie noch auf, dann muss sie erst einmal weiterarbeiten. Sie entscheidet sich für ein Gesundheitsforum, von dem sie schon einmal gehört hat.

      Der Link führt sie aber nicht wie angenommen in das Forum der Website, sondern ebenfalls zu einem Artikel über Hautausschlag. Verfasst wurde er vor über einem Jahr von einer Chemikerin und einer Wissenschaftsjournalistin.

      Der Artikel ist ähnlich aufgebaut wie der erste, nur gibt es keine Quellenangaben und keine Bildergalerie. Dafür gibt es ein Kapitel darüber, ab wann man zum Arzt oder zur Ärztin gehen sollte und was man selbst für eine gesunde Haut tun kann.

      Exercise:

      Description

      Teste dein Wissen!

      Interactive tasks
      Text Addition

      Woran erkennst du gute evidenzbasierte und gesundheitsbezogene Informationen aus dem Internet?

      Für eine Beurteilung ist es wichtig, den Betreiber einer Website zu erkennen. Bei einem Pharmakonzern zum Beispiel können die Informationen zwar wissenschaftlich fundiert sein. Dennoch wird eventuell versucht, ein Produkt zu verkaufen. Daher sollte eine gute Website unabhängig sowie frei von Sponsoren und Werbung sein.

      Autor*innen und ihre Profession sollten ebenso wie Erstellungs- oder Aktualisierungsdaten genannt sein. Jeder fundiert wissenschaftliche Artikel sollte seine Quellen nennen. 

      Medizinische Artikel für Laien sollten gut verständlich und neutral verfasst sein. Auch sollten sie die Erwartung korrigieren, eine gesicherte Diagnose zu erhalten. Solche Artikel können einen guten Überblick bieten, sollten aber trotzdem immer auf den Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt verweisen.

      Informationen richtig einordnen

      Nach ihrer Recherche zieht Piyali folgendes Resümee: Sie weiß immer noch nicht genau, welchen Ausschlag sie hat und was der Auslöser ist. Insgeheim hatte sie auf schnelle Antworten gehofft. Dennoch wusste sie, dass sie über eine Internetsuche keine gesicherte Diagnose erhalten kann.

      Trotzdem kann Piyali jetzt eher einkreisen, was ihr eventuell fehlt. Es hat sie beruhigt, dass alle drei Optionen nicht allzu schlimm scheinen. Andererseits: Wäre sie auf eine ernsthafte Krankheit gestoßen, hätte sie vielleicht schlaflose Nächte gehabt.

      Piyali möchte übers Wochenende die Tipps des Gesundheitsportals beherzigen: keine extreme Kälte oder Wärme, keine reizenden Cremes und keine direkte Sonneneinstrahlung an die betroffene Stelle zu lassen. Sie wird luftige Kleidung tragen und versuchen, beim Arzt einen Termin für nächste Woche zu bekommen.

      Exercise:

      Description

      Teste dein Wissen!

      Interactive tasks
      Text Addition

      Laut einer Bertelsmann-Studie finden es 65 Prozent der Befragten problematisch, dass vertrauenswürdige Informationen im Internet nur schwer erkennbar sind. Trotzdem ergab die Befragung, dass Patient*innen den Suchergebnissen und dem Ranking quasi bedingungslos vertrauen.

      Nur in seltenen Fällen werde das Gefundene hinterfragt. Bereits das zweimalige Auffinden einer Information reiche, um deren Glaubwürdigkeit deutlich zu steigern. Viele Interviewte blenden aus, dass auch falsche Informationen schnell über verschiedene Kanäle gestreut und verbreitet werden können.